
Gebundene Ausgabe als Hardcover mit abwaschbarem Umschlag, Leinenstruktur, folienkaschiert.
224 Seiten mit 120 farbigen Abbildungen. H 21 cm, B 14,8 cm.
ISBN: 978-3-945739-00-6
Der erfolgreiche Ratgeber, in der 5. Auflage um eine Menge Fachinformation zum kompakten Handbuch für Zahnärzte, Therapeuten und Patienten erweitert.
Zähne sind komplex geformt. Kaum einer denkt darüber nach, wie unser Körper es schafft, diese steinharten Gebilde immer wieder punktgenau in Kontakt zu setzen, ohne dabei Fehler zu machen!
Wird uns dieses hochkomplexe Bewegungssystem dann doch einmal bewusst, so meist durch Symptome, die ihren wirklichen Ursachen kaum zuzuordnen sind. Der Betroffene leidet, aber man sieht ihm nicht an, woran! Widersprüchliche Thesen und abenteuerliche Therapieversuche machen sich breit, Stress für den Patienten, aber auch für den Zahnarzt, der seinem Patienten helfen möchte.
Statt als klar umrissene Funktionsstörung wird die CMD oft als Schicksal empfunden. Jedoch existieren einfache und logische Möglichkeiten, um die CMD zu erkennen, Zusammenhänge zu ergründen und zu einer effizienten Therapie zu finden.
Dieses Handbuch möchte Zahnärzten Alternativen aufzeigen, wenn gängige Praktiken nicht funktionieren und Therapeuten dabei helfen, ihre Kooperation mit dem Zahnarzt optimal abzustimmen. Patienten finden Tipps zur Selbsthilfe, aber auch die Hintergrundinformationen, die es ihnen gestatten, informierte, bessere Entscheidungen zu treffen.
Kapitel 1. Was ist CMD? Wer leidet unter CMD? (16); Propriozeption und Segmente (19); Cranio-Mandibuläre Funktion (25).
Kapitel 2. Die Diagnose: Bildgebung (33); Anamnese (43); Körper-, Kopf- und Kieferhaltung (44); Muskeluntersuchung (47); Untersuchung der Kiefergelenke (51); Intraorale Untersuchung (53); Erhärtung der Diagnose (56); Diagnostische Tests (58).
Kapitel 3. Die Initiale Therapie: Muskelentspannung (65); Transutane Neuralstimulation (TENS) (68); Reflextherapie am Ohr (72).
Kapitel 4. Den Biss befreien: Aqualizer und Aquasplint (76); Das FreeBite System (78); Auswahl und Anwendung (80); Therapeutische Übungen (88); Der FreeBite solid (89).
Kapitel 5. Was kann ich selbst tun? Faszienmassage (93); Muskelmassage (95); Triggerpunktbehandlung (99); Dehnbehandlung (100); Behandlung mit Wärme, Kälte, Salben und Pflastern (101).
Kapitel 6. Was ist mit der Psyche? Stress (106); Emotionale Blockaden (108); Farbpsychologie nach Lüscher (111); EFT (Emotional Freedom Technique) (112); Eselsweisheiten (117); Psychopharmaka (118).
Kapitel 7. Essen wir uns krank? Zucker (121); Fett (124); Eiweiß (127); Milch (131); Säuren und Basen (133); Low-Carb Diäten (134); Artgerechte Ernährung (139); Irritable Bowel Syndrom (142); Genmanipulierte Nahrungsmittel (144); Bio oder „konventionell“? (146); Belastung durch Metalle, etc. (148); Ergänzungspräparate (151).
Kapitel 8. Interdisziplinäres: Hilfreiche Ko-Therapien (160).
Kapitel 9. Problemstelle Bissregistrierung: Klassische Bissnahmetechniken (167); DIe Myozentrik (171); Bissnahme mit dem FreeBite solid (175); Vertiefung: Myozentrik (178.)
Kapitel 10. Individuelle Bissbehelfe: Schienenherstellung analog oder digital? (185); Schienen und ihre Namen (188); Jigs und Pivots (190); Plane Schienen (193); Adjustierte Schienen (194); Materialien für individuelle Bissbehelfe (196); Geklebte Schienen (200); Der Bionator (201); Vertiefung: Der Myozeptor (203).
Kapitel 11. Tipps für den CMD-Alltag
Literatur
Glossar
Jedes Kapitel kann zwei Seiten lang im Blog des Autors angelesen werden: www.biteblog.de/autor/
Die Frage nach der Funktion und Dysfunktion des menschlichen Kausystems begleitet Rainer Schöttl schon seit seiner Jugend. Als Schüler war er für die Erstellung von Arbeitsunterlagen für Okklusionskurse im Fortbildungsinstitut des Vaters eingebunden. Dem Abitur folgte eine Zahntechnikerlehre, die jedoch vorzeitig beendet wurde, als sich durch Prof. Lundeen, Freund und Mentor des Vaters, die Möglichkeit zum Studium in den USA eröffnete, an der University of Florida. Die Universität gab ihm neben dem Studienplatz auch eine Teilzeitanstellung als Forschungsassistent von Prof. Gibbs, der mit einem der ersten computerisierten Aufzeichnungsgeräte (genannt „Chewing Machine“) menschliche Kieferbewegungen analysierte und über Dekaden hinweg dokumentierte. Nach Abschluss der naturwissenschaftlichen Ausbildung erfolgte der Wechsel an die Emory University in Atlanta, von der er 1985 mit dem Titel „Doctor of Dental Surgery (D.D.S.) promovierte.
Zurück in Deutschland übernahm er die väterliche Zahnarztpraxis in Erlangen. Jedoch war mit dem Ausscheiden von ZTM Polz inzwischen der reguläre Kursbetrieb im Institut für Temporo-Mandibuläre Regulation zum Erliegen gekommen. Rainer Schöttl erweckte ihn ab 1988 mit dem Aufbau der Kursreihe „Die Cranio-Mandibuläre Orthopädie“ zu neuem Leben. Sie fußt auf neuromuskulären Aspekten der Funktion, für die Bernard Jankelsons Myozentrik die Grundlage bildet, die er bei seinem Aufenthalt in den USA kennengelernt hatte. Mit dessen Sohn, Robert Jankelson, verbindet Rainer Schöttl eine 40-jährige Freundschaft.
Es folgte die Entwicklung von eigenen Geräten und Systemen, um die Limitationen der gnathologischen Arbeitsabläufe zu überwinden, darunter das Headlines zur Erstellung schädelbezüglicher Montageregistrate, der HIP-Mount zur vektorbezogenen Modelleinstellung und der Physiologic Articulator für die neuromuskuläre Okklusalgestaltung. Die jüngste Entwicklung ist das FreeBite System zur neuromuskulären Bissbestimmung.
Sein ehrenamtliches Engagement für das International College of Cranio-Mandibular Orthopedics begann 1990 mit der Gründung einer deutschen Sektion als eingetragenem, gemeinnützigen Verein, dessen Präsidentschaft er bis heute innehält, und führte bis zur internationalen Präsidentschaft in den Jahren 2013-2015.
Selbst als junger Mann über 15 Jahre lang von Schmerzproblemen geplagt, ist es das Ziel seiner beruflichen Tätigkeit, die aus der eigenen Genesung gewonnene Zuversicht anderen von Leiden geplagten Menschen weiterzugeben.
Aus der ursprünglich geplanten Aktualisierung ist nach fast einem Jahr Arbeit schließlich eine komplette Neuausgabe mit doppelt so vielen Seiten geworden. Es war mir aber ein Anliegen, die Erfahrungen aus zwei Generationen der CMD-Therapie weiterzugeben, und zwar in einer Form, die umfassend und doch auch leicht verständlich und dabei einigermaßen kompakt ist.
Als ich 1985 die Arbeit in der Praxis meines Vaters aufnahm, konnte ich auf seiner Erfahrung mit der CMD aufbauen – im Rückblick eine Hilfe von unschätzbarem Wert. Damit meine ich weniger die eine oder andere Technik, die ich von ihm übernehmen konnte, sondern den Überblick. Er hatte Überzeugungen kommen und gehen sehen, hatte die Kehrtwende Gysis, mit dessen Artikulatortechnik er sich eingehend beschäftigt hatte, selbst miterlebt. Es war die Wende hin zur Gnathologie und der amerikanischen Funktionslehre, für die er sich auch selbst einsetzte und die letzten Endes der Grund dafür war, dass ich mein Studium in den USA absolvierte. Mit deutscher Gründlichkeit arbeitete er sich immer tiefer in die Thematik ein, erfand eigene Ge- räte, wenn er an Grenzen stieß – und musste schließlich aufgeben, als die Ungereimtheiten gar zu groß wurden und er zu den nötigen Kompromissen nicht länger bereit war.
Die Myozentrik, bei der nicht Kiefergelenke, sondern die Muskulatur mit ihrer neuralen Steuerung im Vordergrund stehen, brachte die Lösung. Ich hatte meine eigene Erfahrung mit gnathologischen Techniken gemacht, als mir mein Vater in meiner Jugend die Okklusion meiner Zähne einschliff. Ich wollte mir den Unterkiefer nicht von ihm verschieben lassen, doch er bestand darauf, auch wenn er mir nie so recht begreifbar machen konnte, warum dies so sein musste. Als mir zunächst einer meiner Professoren und später der Urheber, Dr. Jankelson selbst, erklärte, dass es bei der Myozentrik nicht darum gehe, den Biss für den Zahnarzt, sondern für den Patienten gemütlich einzustellen, rannte man bei mir daher offene Tore ein. Ich war mir sicher, dass alle Kollegen früher oder später an diesem Punkt angelangen mussten. Aber ich hatte mich gehörig darin getäuscht, inwieweit Menschen das Gleiche betrachten und zu völlig gegensätzlichen Schlüssen kommen können!
Ich brauchte Jahre, um zu erkennen, dass diese Diversität auch ihre positiven Seiten hat – schließlich ist auch die Myozentrik nicht der einzige Weg zum Ziel und die Gnathologie hat uns viel über präzise Arbeitsabläufe gelehrt. Jedoch ist es gerade angesichts felsenfester und zugleich widersprüchlicher Überzeugungen hier schwierig, den roten Faden im Auge zu behalten. Genau dabei möchte dieses Buch helfen!
Immer mehr gewöhnen wir uns an die Vorstellung, dass irgendwer „da oben“ die Klugheit besitzt, um Entscheidungen für uns zu fällen. Längst verstehen wir nicht mehr, wie unsere Autos, Computer und Smartphones funktionieren und können nur hoffen, dass diejenigen, die sie entwickeln, dies mit der ausreichenden Weitsicht tun. Wenn es um unsere Gesundheit geht, sollten wir uns das Heft aber nicht so einfach aus der Hand nehmen lassen. Die CMD-Therapie ist keine Raketenwissenschaft, man kann sich hier Zusammenhänge relativ leicht durch Logik erschließen und am Ende in den meisten Fällen eine individuell sinnvolle Lösung finden.
Deshalb behält das Buch auch in dieser stark erweiterten Neuausgabe seinen ursprünglichen Ansatz bei und wendet sich nicht nur an Zahnärzte, sondern auch an andere Therapeuten und Patienten, welche die CMD begreifen und aktiv an der Lösung mitarbeiten wollen. Hierfür ist es unerlässlich, sich mit der Funktion des Kausystems vertraut zu machen, wie auch mit den Kont- roversen, die sie umgeben, denn diese Kontroversen können eine gewichtige Rolle bei der Entstehung dieser Dysfunktion spielen.
Der Laie mag es mir nachsehen, wenn Fachinformationen in diesem Buch an manchen Stellen seinen Wissensdurst übersteigen und kann diese getrost überblättern, besonders die als „Vertiefung“ markierten Passagen am Ende von Kapitel 9 und 10.
Ich wünsche dieser Neuausgabe, dass ihr der „Spagat“ gelingt und sie allen Lesern gleichermaßen eine Hilfestellung bietet!
Rainer Schöttl, im November 2017